Ungewöhnlich: Konzerthausorchester, Venzago, Tabea Zimmermann spielen Michael Jarrell und Schumann

Nichts lieben die Kinder des Konzertgängers an der täglichen LOGO-Sendung mehr als den täglichen Tag des/der soundso: des Eichhörnchens, der Mundhygiene, des Glücks. Sehr passend also das Freitagsprogramm des Konzerthausorchesters zum Tag der ungewöhnlichen Instrumente. Denn was ist schon eine Flammenorgel, ein Trautonium, eine Glasharfe im Vergleich zu einer … Bratsche?

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Ungewöhnlich: Konzerthausorchester, Venzago, Tabea Zimmermann spielen Michael Jarrell und Schumann

Entspannt: Christian Zacharias spielt Schubert, Beethoven, Schumann

António_Carneiro_Claudio_ao_piano_by_Henrique_Matos_02Ein bisschen wie ein Musiklehrer schlurft Christian Zacharias beim Klavierfestival im Kleinen Saal des Berliner Konzerthauses auf die Bühne: Aber keiner jener Musiklehrer, die das halsstarrige Dummseinwollen der Schüler ausgemergelt hat, sondern einer, den die Schüler in seiner Schlaksigkeit mögen und bewundern, weil er kompetent und zugleich entspannt ist. Seine Schuhe glänzen nicht, die Hose schlottert, das Hemd hängt über den Bund, es ist vielleicht sein einziges. Eine äußerst sympathische Erscheinung.

Scheinbar tiefenentspannt spielt sich Zacharias auch ins Allegro ma non troppo von Franz Schuberts Sonate a-Moll D 537, so dass man sich zuerst fragt: troppo moderato? „Entspannt: Christian Zacharias spielt Schubert, Beethoven, Schumann“ weiterlesen

Entspannt: Christian Zacharias spielt Schubert, Beethoven, Schumann

Klangvoll: Schumann und Brahms bei Spectrum Concerts

CHT165874Im Grunde ein Rätsel, warum der Kammermusiksaal nicht rappeldicht ist: Drei der klangvollsten Werke von Schumann und Brahms im Rahmen der interessantesten, abwechslungsreichsten Kammermusikreihe Berlins. Nur die Namen der Musiker, die bei Spectrum Concerts spielen, sind zwar klangvoll, bekannt, aber nicht berühmt. Nebolsin, Braunstein, Brovtsyn, Stumm, Andrianov.

Nachwuchs ist das nicht, sondern Crème de la crème. „Klangvoll: Schumann und Brahms bei Spectrum Concerts“ weiterlesen

Klangvoll: Schumann und Brahms bei Spectrum Concerts

Sorgfältig: Grigory Sokolov spielt Mozart, Beethoven und 6 Zugaben

Man solls ja nicht übertreiben mit den religiösen Metaphern, aber hat Grigory Sokolovs alljährliches Rezital nicht etwas Epiphanisches oder Österliches? Wen sein Mozart nicht Hammershoientrückt, den verklärt sein Beethoven. Dabei tut Grigory Lipmanowitsch gar nichts Weihevolles oder Hohepriesterliches, sondern tapst (rechte Hand frei schwingend wie die Frackschöße, linke Hand auf dem Rücken) aufs Podium der Philharmonie und spielt dort Klavier.

Das allerdings besonders sorgfältig.

Darum ist es auch so schummrig: nicht von wegen Erhabenheit und Zeremonie, sondern damit Grigory Lipmanowitsch besser spielen und wir besser zuhören können. Wir versuchen ihn in diesem Jahr übler denn je zu stören, hustend, niesend, mehrmals zur Unzeit reinklatschend und überhaupt mit frenetischem Jubel, der ans Peinliche grenzt. Aber Grigory Lipmanowitsch lässt sich nichts anmerken, unklar, ob er überhaupt weiß, dass wir da sind. In welcher Stadt er sich befindet. Er hat ja auch Besseres zu tun. Er spielt Klavier. „Sorgfältig: Grigory Sokolov spielt Mozart, Beethoven und 6 Zugaben“ weiterlesen

Sorgfältig: Grigory Sokolov spielt Mozart, Beethoven und 6 Zugaben

11.3.2017 – Linear: Vogler Quartett spielt Sven-Ingo Koch, Schubert, Schumann

wassily-kandinsky-schwarze-linienUnwahrscheinlich, wie weit ein fast frivol simpler Ausgangspunkt führen kann. Dieser Punkt ist die Linie: auf- und abwärtsführend, gezeichnet aus Ganztönen, Halbtönen, Vierteltönen, Achteltönen, auch brahmsschen Sexten, wie der Primarius des Vogler Quartetts in seiner Einführung zu Sven-Ingo Kochs Streichquartett Nr. 2 im Konzerthaus erläutert. Eine lockere Einführung, die hilfreiche Informationen liefert, aber mehr noch eine werbende Einladung zum offenen Hören ist. Denn klanglich erschließt sich das Stück unmittelbar – wenn man es seinen Ohren denn erlaubt: Mal flirrend durchsichtige, mal sehr warme Klänge entstehen aus den Linien, bald fragil, bald schwermütig, manchmal witzig, oft mystisch. Herzensmusik, nennt Tim Vogler das und  verheißt Viertelton-Ohrwürmer. „11.3.2017 – Linear: Vogler Quartett spielt Sven-Ingo Koch, Schubert, Schumann“ weiterlesen

11.3.2017 – Linear: Vogler Quartett spielt Sven-Ingo Koch, Schubert, Schumann

21.2.2017 – Theseisch: Artemis Quartett & Anna Vinnitskaya spielen Beethoven, Bartók, Schumann

In einer niveauvolleren Welt gäbe es einen alljährlichen Feiertag für die Erfindung des Klavierquintetts durch Robert Schumann. Aber in unregelmäßigen Abständen wird dieser Feiertag begangen: etwa im Konzert des Artemis Quartetts mit seinem Gast Anna Vinnitskaya im Kammermusiksaal.

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Quelle: Hilke McIntyre

Die Pianistin Vinnitskaya ist für die ursprünglich angekündigte Maria João Pires eingesprungen: Obwohl auf den ersten Hörblick ein ganz anderes Anschlagstemperament, gibt es Kammermusik vom Feinsten bei Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 (1842). Es heißt ja, die Streicher würden bei Klavierquar- und -quintetten oft von zu guten Pianisten untergebuttert. Aber Vinnitskaya ist von so tiefenentspannter Virtuosität, dass sich, wo nötig (etwa bei den Anfangsakkorden), orchestraler Vollsound ergibt, ohne dass sie dezibelmäßig forcieren müsste.
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21.2.2017 – Theseisch: Artemis Quartett & Anna Vinnitskaya spielen Beethoven, Bartók, Schumann

12.2.2017 – Nordfeurig: Konzerthausorchester, Schønwandt, Ibramigova, Mönkemeyer spielen Mozart, Sibelius, Niels Gade

Niels Gade? Von dem kennt man doch nur das Nordische Lied. Und das ist von Schumann. Als Gruß an G, in Form des G-A-D-E-Motivs:

Dass Gade (1817-1890), Vater der dänischen Romantik, kaum gespielt wird, versteht man um so weniger, wenn er doch mal gespielt wird. Allein dafür gebührt dem Konzerthausorchester der Goldene Lorbeer – oder das Goldene Smørrebrød. „12.2.2017 – Nordfeurig: Konzerthausorchester, Schønwandt, Ibramigova, Mönkemeyer spielen Mozart, Sibelius, Niels Gade“ weiterlesen

12.2.2017 – Nordfeurig: Konzerthausorchester, Schønwandt, Ibramigova, Mönkemeyer spielen Mozart, Sibelius, Niels Gade

6.1.2017 – Etwas angeheitert: András Schiff spielt Bach, Bartók, Janáček, Schumann

alice-barber-stephensGipfel des kultivierten Klavierspiels im ausverkauften Kammermusiksaal: lehrreich, aber nicht belehrend. Mit erhobenem Zeigefinger ist ja schlecht Klavierspielen; aber mit waagerecht ausgestrecktem Zeigefinger hat man diesen Pianisten schon spielen sehen, vor zwei Jahren war’s, bei Haydn.

Eine pädagogische Note kommt zudem ins Spiel, weil András Schiff Werke auf dem Programm hat, von denen einige aus dem Klavierunterricht nicht ungeläufig sind.

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6.1.2017 – Etwas angeheitert: András Schiff spielt Bach, Bartók, Janáček, Schumann

13.11.2013 – Geisterstimmig (2): PatKop encore im Konzerthaus

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Der Vollständigkeit halber: Zweite Aufführung des Programms des Konzerthausorchesters mit Iván Fischer und Patricia Kopatchinskaja, das der Konzertgänger bereits am Freitag gehört hat; diesmal gemeinsam mit seinem Erstgeborenen.

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13.11.2013 – Geisterstimmig (2): PatKop encore im Konzerthaus

11.11.2016 – Geisterstimmig: Patricia Kopatchinskaja, Iván Fischer, KHO spielen Cerha, Schumann, Beethoven

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Wellcome Library

Dass Robert Schumanns Violinkonzert d-Moll bis heute so einen zweifelhaften Ruf hat, ist völlig unverständlich … sobald man es hört!

Warum das Stück seine Kindheit im Gefängnis verbrachte, eingekerkert von Clara, Brahms und Joseph Joachim, und was die Geisterstimmen von Schumann und Joachim sowie der leibhaftige Joseph Goebbels mit der problematischen Adoleszenz des Konzerts zu tun hatten, hat Patricia Kopatchinskaja in einer lesenswerten Einführung erklärt.

Wie umwerfend es klingt, zeigt Kopatchinskaja im Konzerthaus, bevor sie auch nur einen einzigen Ton gespielt hat: „11.11.2016 – Geisterstimmig: Patricia Kopatchinskaja, Iván Fischer, KHO spielen Cerha, Schumann, Beethoven“ weiterlesen

11.11.2016 – Geisterstimmig: Patricia Kopatchinskaja, Iván Fischer, KHO spielen Cerha, Schumann, Beethoven